Seit vielen Jahren bewerben Kuckucksuhren und Kirschkuchen erfolgreich den Schwarzwald weltweit. Aber Touristen aus Asien bleiben diesen Sommer fern. Neue Konzepte sind erforderlich.
Donnernde Wasserfälle, große Seen und tiefe Schluchten – dies sind nur einige der Attraktionen, die Besucher des Schwarzwaldes suchen. Die Popularität von Deutschlands größtem Mittelgebirge reicht weit über die Grenzen Deutschlands hinaus. Vor allem Besucher aus Asien haben in den letzten Jahren auf ihrer Europatour gerne in dieser Bilderbuchlandschaft Halt gemacht.
In diesem Jahr bleiben jedoch aufgrund der Coronavirus-Pandemie und der weltweiten Reisebeschränkungen viele Betten in den Pensionen, Hotels und anderen Herbergen zwischen Pforzheim und Freiburg frei.
Hansjörg Mair, Geschäftsführer von Schwarzwälder Tourismus, erwartet 20% bis 30% weniger Urlauber als im Vorjahr. „Jeder vierte Tourist ist bisher aus dem Ausland gekommen. Unsere Gastgeber und die damit verbundenen Unternehmen werden die internationalen Reisenden vermissen.“
Neue Zielgruppe: Deutsche Urlauber
Langsam kehren Gäste aus europäischen Ländern zurück, insbesondere aus Frankreich und den Niederlanden. Aber Touristen aus Asien werden völlig vermisst. „Dies betrifft hauptsächlich Stadthotels, Busunternehmen und Reiseführer“, erklärt Mair.
Die Gastgeber versuchen nun, neue Zielgruppen aus Deutschland anzusprechen und sich auf ihre Interessen zu konzentrieren. Zum Beispiel durch weniger Selfie-Attraktionen in ihrer Reichweite, aber mehr Naturabenteuer.
Hansjörg Mair bleibt trotz der vielen Herausforderungen optimistisch. Die Augen des dynamischen Mannes Mitte der fünfziger Jahre leuchten auf, wenn er über „seine Tourismusexperten“ spricht. Er bringt Hoteliers und Kommunalpolitiker zusammen, vermittelt zwischen Gastronomen und Kulturschaffenden. Mit Erfolg. Die Gastgeber im Südwesten haben sich schnell auf eine Strategie für einen Neuanfang geeinigt. Die Kampagne „Kuckuck Schwarzwald“ startete bereits zu Pfingsten mit vielen Eröffnungen und Angeboten.
Die Nacht in einem Baumhaus oder auf einem Wiesenbett verbringen? Kein Problem im Schwarzwald: In Bad Herrenalb bei Karlsruhe und in Buchenbach bei Freiburg finden Sie diese ungewöhnlichen Unterkunftsmöglichkeiten. Ruhe, frische Luft und malerische Natur sind im Schwarzwald immer kostenlos. Mit einer Fläche von 6.000 Quadratkilometern ist die Region das größte und höchste zusammenhängende Mittelgebirge in Deutschland. Hier haben Besucher eine große Auswahl, um beispielsweise beim Wandern eine Sperrpause einzulegen.
Der Schwarzwald hat viel mehr zu bieten als die Klischees von Kuckucksuhren, Schwarzwälder Kirschtorte und traditionellen Hüten von Bollen. Auch Gastgeberin Iris Schmid ist sich dessen sicher. In ihren beiden Hotels – dem Elzland Hotel Pfauen (63 Zimmer) und dem Elzland Hotel 9 Linden (31 Zimmer) im Oberprechtal und in Elzach bei Freiburg – heißt sie seit Pfingsten Ende Mai Gäste aus ganz Deutschland und der Schweiz willkommen.
Die beiden modernen Wellnesshotels mit Swimmingpool, Fitnessbereichen und Gesundheitsexperten waren erst ein Jahr alt, als die Sperre sie zwang, auf die Bremse zu treten. Schmid streckte es aus, pflegte mit ihrem Team die Gärten und Außenbereiche ihrer Häuser und eröffnete Ende Mai wieder. Es war eine Belastung für sie, als sie erfuhr, dass sie Gäste wieder in ihren Häusern begrüßen und den Wellnessbereich auch unter strengen Hygienebedingungen wieder öffnen konnte.
Der Trend begünstigt nachhaltiges Reisen
Hat dich der Coronavirus-Blues fertig gemacht? Der erfahrene Hotelmanager, der die Sperrung auch als Chance sieht, hat keine Spur gesehen: „Wir befinden uns in einer sicheren und angenehmen Ecke Deutschlands, und dies wird sich auf lange Sicht bemerkbar machen. Immer mehr Gäste suchen nachhaltige Ziele. “
Die Nachfrage nach Ferien mit Fasten, einer alkalischen Diät nach der Wacker-Methode und ähnlichen Angeboten zur Stärkung des Immunsystems bestätigt dies: „Wir haben viele Gäste, die im Schwarzwald aktiv sein, Fahrrad fahren und wandern wollen“.
Schmid und ihr hauseigenes Hygieneteam haben ein Konzept zur Implementierung des Coronavirus-Schutzes entwickelt. Das Frühstücksbuffet ist trotz allem eingerichtet und die Mitarbeiter servieren das Essen. Iris Schmid hat viele neue Ideen, um den Aufenthalt ihrer Gäste in diesem Sommer angenehm zu gestalten: „Wir haben den Weg zurück in den Tourismus gefunden.“ Derzeit beschreibt sie ihre Häuser als „gut gebucht, aber mit Raum für Verbesserungen“.
Viel Spaß beim Wandern und Radfahren
Der Schwarzwald hat kulturell, sportlich und für Familien viel zu bieten: Bootsfahrten auf dem malerischen Titisee-See oder adrenalingeladene Stunden im Themenpark Europapark Rust – all dies ist auch im Sommer 2020 möglich. Europapark hat Einführung des Online-Ticketverkaufs und einer Coronavirus-App zur Entfernungsmessung, mit der Sie sich sozial distanzieren können. Parkchef Roland Mack wollte zunächst maximal 15.000 Menschen pro Tag aufnehmen. In normalen Zeiten pilgern 45.000 Achterbahnfans an geschäftigen Tagen nach Rust. „Wir wollen keine neue Infektionsquelle werden“, sagt Mack. Die Gesundheit von Mitarbeitern und Besuchern steht vor allen anderen Interessen. Ob diese Zielzahlen langfristig gehalten werden können, bleibt abzuwarten – wie es in den Händen der Besucher liegt.
„Wenn Sie die Hygienebeschränkungen beachten, können Sie diesen Sommer alle Attraktionen in der Natur, Museen und Geschäfte im Schwarzwald genießen, mit Ausnahme von Massenversammlungen bei Großveranstaltungen“, verspricht Hansjörg Mair.
Im vergangenen Jahr hat der Tourismus mehr als 7,5 Milliarden Euro in die Kassen der Unternehmen im Schwarzwald gesteckt und den Gemeinden Steuereinnahmen von fast 168 Millionen Euro eingebracht. Rund 500.000 Arbeitsplätze hängen von Gästen ab, die die Region besuchen.
„Wir werden die durch die Sperrung verursachten Verluste nicht sofort wieder gutmachen, aber dieser Sommer ist eine echte Gelegenheit für den Schwarzwald, zu zeigen, was er kann“, sagt Hansjörg Mair.
Viele Hotels, wie das Fritz Lauterbad in Freudenstadt mit seinem modernen urbanen Stil, nutzten die Ruhe im Frühjahr, um zu investieren, zu renovieren und Platz für nachhaltige, gesunde Urlaubserlebnisse zu schaffen. Von hier aus können Sie auch den 460 Kilometer langen „Badener Weinradweg“ starten, der sich durch sieben der neun badischen Weinregionen nach Westen schlängelt. Oder auf einem der 45 „Black Forest Gourmet Trails“: Die zertifizierten Trails sind zwischen sechs und 18 Kilometer lang und führen durch den Black Forest National Park. Die Konus-Gästekarte ist günstig und klimafreundlich. Urlauber können Busse und Züge der 2. Klasse von Pforzheim nach Basel und von Karlsruhe nach Waldshut kostenlos nutzen.